Wunderbare Geschichten bei "dreizurdritten" im Wiener Figurentheater Lilarum
Traumwelten
Stonebelly von Wild Theatre
Eine ziemlich stille, poetische, fast meditative dreiviertelstündige Performance zaubert Rebekah Wild in "Stonebelly" mit ihren hölzernen und metallenen Objekten auf die Bühne. Die Teile werden unter ihren Händen und mit der Macht ihrer - und der Zusehener_innen Fantasie - zu unterschiedlichsten Tieren und Fabelwesen. Alles spielt sich auf drei kreisrunden Podesten ab, die mit je einer dicken Schicht vermeintlichen Sands gefüllt sind - oder ist es doch kein Sand? Und wenn, dann sehr feiner, heller... Gut, das Geheimnis dessen, was den Kritiker selbst und viele andere im Publikum während der Vorstellung noch zum
Grübeln brachte, sei hier gelüftet: Bei dem rieselfreudigen Etwas handelt es sich um Salz. Dieses lässt die Figurenspieler ganz am Anfang aufs mittlere Podest rinnen, wo es in der Mitte auf einer Art Sieb, einem alten Reiskocher, abprallt - ein wunderschönes Bild - und sanfte, nur leicht hörbare Geräusche - sofern kein Handy im Publikum läutet (!)
Noch beeindruckender das Bild, als Wild auf einem weiteren Podest mit kleiner Drehbühne mit zwei metallenen Huf-artigen Teilen mit den Händen geht. Immer schneller und schneller, läuft. Das Salz spritzt wie eine Art Vorhang im Kreis. Hier "zaubert" die neuseeländische Figurenspielerin aus Zangen, Scheren und anderen Werkzeugen alle möglichen Tiere in den salzigen Untergrund. Eine dicke Feder wird zur fliegenden Schlange, die den dritten Planeten besucht.
Dort wachsen die Tiere aus Treibholz, das die gute Frau am Strand ihres Heimatlandes so gesammelt hat. "Die hat dafür ein unheimlich gutes Auge", verrät Gerhard Pichler, ihr österreichischer Partner im Wild Theatre anschließend. Wie bei den bei vielen Kindern beliebten Transformer-Figuren aus Kunststoff, so verwandelt Rebekah Wild ihre Wesen - ob aus Holz oder Metall - stets aufs Neue. Immer wieder Andere, die sich zurechtfinden müssen, mit anderen in Kontakt kommen wollen, oft auch abgelehnt werden - oder sich zumindest so fühlen. Wieder zurück in ihre Heimat gehen. Doch die Sehnsucht, neue Welten zu entdecken bleibt, wird immer wieder versucht, in Angriff zu nehmen...
Konzept, Spiel: Rebekah Widl Musik: Hannah Marshall Technik: Gerhard Pichler
Kurier, 30.04.2011